Répertoire International des Sources Musicales

Arbeitsgruppe Deutschland e.V.

Arbeitsgruppe Deutschland e.V.

Bad Soden-Salmünster, Katholische Kirchengemeinde St. Peter und Paul, Stifts- und Pfarrarchiv Salmünster (D-BSSp)

Titelblatt eines bisher noch unbekannten "Veni sancte spiritus" von Anton Fils (1733-1760), von der Hand und aus dem Besitz Johann Balthasar Zahns (1704-1776).

Im Spätjahr 2007 wurde bei archivalischen Arbeiten des Diözesanarchivs Fulda im Stifts- und Pfarrarchiv der katholischen Kirchengemeinde St. Peter und Paul in Salmünster eine Kiste mit „alten Noten“ gefunden. Neben dreizehn Drucken befanden sich in der Mehrzahl Handschriften unter diesen Musikalien, die nahezu alle aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts stammten. Dieser Fund stellt heutzutage sowohl der Anzahl der Musikhandschriften nach als auch in der Geschlossenheit des Zeitrahmens eine Ausnahme dar. Der Fund enthält qualitativ wertvolle Stücke und gibt außerdem einen Hinweis auf die außerordentlich hochstehende Musizierpraxis, die in Salmünster geherrscht haben muss. Des Weiteren sind die Bezüge und Provenienzen der Musikhandschriften von großem Interesse.

Die Handschriften waren in einer Pappkiste (siehe Foto) wahllos zusammen gepackt. (Die Pappkiste stammte schätzungsweise aus den 1970er bis -80er Jahren.) In welcher Form oder an welchem Ort sie davor geordnet oder gelagert waren ist nicht mehr feststellbar. Zahlreichen Manuskripten, bzw. Stimmensätzen fehlten die Titelblätter, wenn die verschiedenen Teile und Stimmen der Werke überhaupt zusammen lagen. Im Laufe der Katalogisierung und damit der Sichtung der Einzelstimmen ergaben sich noch viele Zuordnungen von verstreut aufgefundenen Blättern. Neben Schreibervergleichen dienten vor allem die Wasserzeichen der Zuordnung, schließlich – nach eingehender Kenntnis der Werke – auch die musikalische Faktur der Einzelwerke. Eine immer wieder auftretende „Besonderheit“ des Bestands ist z.B., dass Flötenstimmen, vermutlich nachträglich angefertigt, von einem anderen Schreiber den Stücken beigefügt wurden. In solchen Fällen griff der Schreiber- oder Wasserzeichenvergleich nicht.

Insgesamt wurden aus der Kiste 158 unterschiedliche Manuskripte heraus sortiert. In diesen 158 Manuskripten sind insgesamt 193 Titel enthalten, von denen ein Drittel der Handschriften (64 Titel) von nicht feststellbaren Komponisten stammen, also anonym sind.

Provenienzen

Neben der zeitlichen Geschlossenheit des überlieferten Repertoires ist ein überragendes Kennzeichen der Salmünsterer Handschriften die Konzentration der Provenienzen auf die Familie Zahn.

Zum Überblick die Aufstellung aller festgestellten Provenienzen:

71 von der Hand oder Provenienz Johann Balthasar Zahn

20 von der Hand oder Provenienz Franz Rudolph Zahn

3 von der Hand oder Provenienz Johann Anton Sebastian Zahn

1 von der Hand oder Provenienz Maria Theresia Zahn, der Frau J. A. Sebastian Zahns.

Insgesamt stammen also 95 der 158 Handschriften aus dem direkten Besitz der Familie Zahn. Hinzu kommen eine Handschrift aus dem Besitz des Konzertmeisters Kaspar Staab, des Vaters der Schwägerin Franz Rudolphs, nämlich Maria Theresia Zahn, geb. Staab und eine Handschrift aus dem Besitz Michael Henkels, der seinerseits nacheinander mit den beiden Nichten Franz Rudolph Zahns, den Töchtern seines Bruders Johann Anton Sebastian Zahn, Maria Caritas Barbara und ihrer Schwester Maria Barbara Josepha Zahn verheiratet war.

Literatur: Heinz-Kronberger, Gottfried: Ein herausragender Bestand aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts im Stifts- und Pfarrarchiv St. Peter und Paul in Salmünster, in: Fuldaer Geschichtsblätter Jg. 84 (2008), S.69-87. 

Gottfried Heinz-Kronberger, 2011.

Kontakt

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Répertoire International des Sources Musicales, Arbeitsgruppe Deutschland e.V.
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Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
D-01054 Dresden

Projektleiterin: Prof. Dr. Barbara Wiermann

Dr. Andrea Hartmann (Head)
Dr. Amrei Flechsig
Dr. Undine Wagner
Tel.: +49 351 4677-398, -396

Arbeitsstelle München

Répertoire International des Sources Musicales, Arbeitsgruppe Deutschland
Arbeitsstelle München
Bayerische Staatsbibliothek
D-80328 München

Projektleiter: Dr. Reiner Nägele

Dr. Gottfried Heinz-Kronberger (Head)
Dr. Helmut Lauterwasser
Dr. Steffen Voss
Tel.: +49 89 28638-2110, -2884, -2395
Fax: +49 89 28638-2479

Für RIdIM (Répertoire International d’Iconographie Musicale):
Dr. Dagmar Schnell
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Fax: +49 89 28638-2479