Répertoire International des Sources Musicales

Arbeitsgruppe Deutschland e.V.

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Mügeln, Kantoreiarchiv

Die Grundlage für die Erarbeitung der Titelaufnahmen von Handschriften im Kantoreiarchiv Mügeln (D-MÜG), Evangelisch-lutherisches Pfarramt St. Johannis wurde von Mai bis August 1966 mit dem handschriftlichen Zettelkatalog von Ortrun Landmann gelegt. Im Arbeitsjournal der RISM-Arbeitsstelle der DDR ist von ca. 400 Handschriften die Rede, davon 370 aus dem 18. Jahrhundert. Die restlichen seien Bruchstücke und Handschriften aus dem 17. Jahrhundert. Dieser Zettelkatalog ist Mitte der 90er Jahre überarbeitet und in die RISM-Datenbank überführt worden.

Maßgebliche Literatur:

Heinemann, Michael (Hrsg.): Musik zwischen Leipzig und Dresden. Geschichte der Kantoreigesellschaft Mügeln 1571 – 1996, Oschersleben 1996; In: Schriftenreihe zur Mitteldeutschen Musikgeschichte: Serie 2, Forschungsbeiträge, Band 2 (lag zum Zeitpunkt der Aktualisierung der Überarbeitung noch nicht vor)

Poetzsch-Seban, Ute: Neues über den Telemannbestand im Kantoreiarchiv Mügeln, Oschersleben, 1994; In: Auf der gezeigten Spur. Beiträge zur Telemannforschung. Festgabe Martin Ruhnke zum 70. Geburtstag am 14. Juni 1991 / Wolfgang Hirschmann [Hrsg.] ; Wolf Hobohm [Hrsg.].

Rautenstrauch: Luther und die Pflege der kirchlichen Musik in Sachsen (14.-19. Jahrhundert, Leipzig 1907, Reprint: Hildesheim, New York 1975

Vollhardt, Emil Reinhard: Geschichte der Cantoren und Organisten von den Städten im Königreich Sachsen, Berlin, 1899, Reprint: Leipzig 1978 (VollhardtC 1899)

Weber, Max: Beiträge zu einer Geschichte der Kantoreigesellschaft Mügeln, Borna, Leipzig 1921

Werner, Arno: Vier Jahrhunderte im Dienste der Kirchenmusik. Geschichte des Amtes und Standes der evangelischen Kantoren, Organisten und Stadtpfeifer seit der Reformation, Leipzig 1933

Bei VollhardtC 1899 ist die Gründung der Kantorei mit 1553 angegeben, Eberhard Möller belegt Osterdienstag 1571 mit der Gründungsurkunde der Kantoreigesellschaft St. Johannes zu Mügeln, wobei schon früher eine kantoreiähnliche Struktur angenommen werden kann. In der Gründungsurkunde von 1571, der Konfirmationsurkunde von 1603, diversen Statutenänderungen 1620, 1846, 1869, 1872 sind die Rechte und Pflichten der Kantoreimitglieder genau festgelegt. Wenig Auskunft geben sie allerdings über die Musizierpraxis.

Die Besonderheit des Bestandes beruht in der relativ umfangreichen Überlieferung von vokaler Kirchenmusik zwischen 1700 und 1850. Dabei treten einige namentlich bekannte Personen hervor, die in besonderer Funktion als Kantoren, Organisten oder als Schreiber der Manuskripte ausgemacht werden konnten. Nur ausnahmsweise sind Mügelner Kantoren und Organisten selbst kompositorisch tätig gewesen und so haben sich einige Werke von ihnen erhalten. Die Datierung der Handschriften schließt an die Lebens- oder Wirkungszeit dieser Personen an. Hervorzuheben sind hier die Kantoren Christian Springsguth (gestorben 1733), dessen Sohn Daniel Jacob Springsguth (tätig 1733-1756), Johann Daniel Brehmer (1757-1784), Christian Gottlieb Haussding (1784-1819), Moritz Oswald Haupt (seit 1877), die Organisten Johann Grundmann (1716-1726), Johann Friedrich Dittmann (1726-1750), der nur namentlich zu benennende und mit 167 Titeln als einer der Hauptschreiber auszumachende Johann George Hänßgen (1700-1749).

Von den 894 Handschriften-Titeln sind 728 Geistliche Gesänge und Kantaten (379), Motetten (215), Messen (16), Psalmen (13), Choräle (9), Passionen (8), Choralbearbeitungen (5), Responsorien (4), Hymnen (3), Hochzeitsmusiken (2), Opern (2), Gelegenheitsmusik (1), Dialoge (1), Tanzlieder (1), Balladen (1)

Demgegenüber sind Formen von Instrumentalmusik mit Präludien (3), Septette (1), Trauermusik (1),Übungsstücke (1) Kadenzen (instrumental) (1) kaum vorhanden.

Desweiteren fällt die Dominanz wenig bekannter Komponisten auf. Die regionale Bedeutung der Hauptmeister der Sammlung erschwert den Zugang, da sie mit dem musikalischen Standardwerk der Regionalgeschichte VollhardtC 1899 nicht zu ermitteln sind. Überdies vermittelt der Bestand eine gewisse Antiquiertheit.

Die frühesten erhaltenen Handschriften stammen aus der Zeit 1714-1721, aus der Amtszeit von Johann Grundmann und Christian Sprinsguth, und gehören dem älteren Typus der deutschen Kantate an. Trotz Erweiterung und Modernisierung des Kantatenbestandes in den späten 30er Jahren wurden die älteren Teile bis in die 50er Jahre des 18. Jahrhunderts gepflegt.

27 Sammelhandschriften

In den 239 (?) anonym überlieferten Werken liegt vor der Wissenschaft noch ein reiches Betätigungsfeld, wobei die heutigen Recherchemöglichkeiten Zuschreibungsmöglichkeiten bieten könnten.

Kontakt

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Répertoire International des Sources Musicales, Arbeitsgruppe Deutschland e.V.
Arbeitsstelle Dresden
Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
D-01054 Dresden

Projektleiterin: Prof. Dr. Barbara Wiermann

Dr. Andrea Hartmann (Head)
Dr. Amrei Flechsig
Dr. Undine Wagner
Tel.: +49 351 4677-398, -396

Arbeitsstelle München

Répertoire International des Sources Musicales, Arbeitsgruppe Deutschland
Arbeitsstelle München
Bayerische Staatsbibliothek
D-80328 München

Projektleiter: Dr. Reiner Nägele

Dr. Gottfried Heinz-Kronberger (Head)
Dr. Helmut Lauterwasser
Dr. Steffen Voss
Tel.: +49 89 28638-2110, -2884, -2395
Fax: +49 89 28638-2479

Für RIdIM (Répertoire International d’Iconographie Musicale):
Dr. Dagmar Schnell
Tel.: +49 89 28638-2927
Fax: +49 89 28638-2479