Blankenburg (D-BLAbk)
St. Bartholomäuskirche Blankenburg
Die Sammlung von Musikhandschriften aus der St. Bartholomäuskirche Blankenburg (Harz) mit dem RISM-Sigel D-BLAbk befindet sich heute als Depositum im Landeskirchlichen Archiv Wolfenbüttel (D-Wla). Sie beinhaltet überwiegend kirchenmusikalische Werke, unter anderem Kantaten von Carl Philipp Emanuel Bach, Johann Friedrich Doles, Johann Christoph Kellner und Christian Gotthilf Tag (44 Werke) sowie etliche singulär überlieferte Kompositionen von Johann Heinrich Pröbster (geboren 1775, 1804-1808 Lehrer und Kantor an St. Bartholomäus in Blankenburg).
In Folge der deutschen Wiedervereinigung wurde die Kirchengemeinde der St. Bartholomäuskirche in Blankenburg wieder Teil der Evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig. Die Musikhandschriften gelangten zusammen mit historischen Kirchenakten ins Landeskirchliche Archiv der Braunschweigischen Landeskirche in Wolfenbüttel und wurden dort zunächst von Hans-Jürgen Engelking geordnet und inhaltlich erfasst.
Die Musikhandschriften wurden schließlich von Helmut Lauterwasser 2011 und 2012 für die RISM-Datenbank katalogisiert. Nach Abschluss dieser Katalogisierungsarbeiten gelangten noch einige Stimmbücher, sowohl Drucke als auch Handschriften, von Blankenburg ins Landeskirchliche Archiv nach Wolfenbüttel. Im Einzelnen handelt es sich dabei um einen unvollständigen Stimmbuchsatz (Bassus und Sexta Vox) von Hans Leo Hasslers „Cantiones sacrae de festis praecipuis totius anni“ (Nürnberg 1597), ein Cantus-Stimmbuch mit 3 zusammengebundenen Lasso-Drucken: Orlando di Lasso „Selectissimae cantiones“ (Nürnberg 1568), Orlando und Ferdinand di Lasso „Tertium opus musicum“ (Nürnberg 1588) sowie Orlando di Lasso „Sacrae cantiones“ (Nürnberg 1586). In einem weiteren unvollständigen Stimmbuchsatz (Tenor und Septima Vox) sind 6 Drucke von Michael Praetorius zusammengebunden.
Als Beiband zu den Hassler-Stimmbüchern und einem zusätzlichen handschriftlichen Septima Vox-Stimmbuch ist außerdem eine sehr interessante Sammelhandschrift mit insgesamt 72 Motetten aus dem 16. und frühen 17. Jahrhundert vorhanden. Nicht alle dieser geistlichen Gesänge konnten identifiziert werden. Als Besonderheiten seien erwähnt die seltene achtstimmige „Passio Domini nostri Jesu Christi…“ von Jacob Regnart und eine ebenfalls achtstimmige Motette „Ecce prandium meum paravi“ eines Komponisten „Finsterwalt“. Die Namen der übrigen in der Sammelhandschrift vereinigten Komponisten (zum Teil mehrfach vertreten) sind: Lasso, Wanning, Clemens non Papa, de Wert, Utendal, Phinot, Josquin, Besozzi, Bischoff, Rivulo, Crecquillon, Massaini, Mancinus, Stabile, Perini, Gesius, A. Gabrieli, Trombetti, Thusius, Vulpius, Aichinger, Ferretti, Gastoldi, Haßler und J. Praetorius.
• Zuständig: RISM-Arbeitsstelle München
• Website: Landeskirchliche Archiv Wolfenbüttel
(Helmut Lauterwasser, Oktober 2012)