Répertoire International des Sources Musicales

Arbeitsgruppe Deutschland e.V.

Arbeitsgruppe Deutschland e.V.

Weimar, Hochschularchiv/Thüringisches Landesmusikarchiv

Das Archiv der Hochschule für Musik „Franz Liszt“ wurde 1995 gegründet und verwahrt die Bestände des Verwaltungsarchivs der Hochschule sowie des ehemaligen Instituts für Volksmusikforschung (D-WRiv). Seit 2001 erfolgt verstärkt die Übernahme von Musikarchiven, entweder durch Übereignung oder als Depositum. So finden sich heute die Bestände einiger Thüringer Adjuvantenarchive und das historische Musikarchiv des Theaters Gera in D-WRha.

Die Bestände werden sukzessive von Undine Wagner erfasst (Kontakt.

Lucke-Kaminiarz, Irina: Die Musiksammlungen im Archiv der Hochschule für Musik „Franz Listz“ Weimar, in: Forum Musikbibliothek : Beiträge und Informationen aus der musikbibliothekarischen Praxis, 1997/1, p.14-26

• Zuständig: RISM-Arbeitsstelle Dresden.

• Website: Weimar, Hochschularchiv/Thürinigisches Landesmusikarchiv.

Bislang wurden folgende Deposita erfasst:

Goldbach, Pfarrachiv (D-GOL)

siehe D-GOL

Molsdorf, Adjuvantenarchiv

Heinrich Schütz (Zuschreibung unsicher): Choralkonzert „Herr Gott dich loben wir“ SWV 472, Cantus-Stimme des Chorus II, Sammelhandschrift aus dem Bestand Molsdorf, Depositum in D-WRha, Signatur: AMD 6

Der Ort Molsdorf, in dessen unmittelbarer Nähe die Apfelstädt in die Gera mündet, war bis zur Eingemeindung nach Erfurt am 1. Juli 1994 eine eigenständige Gemeinde. Untersuchungen zum Musikleben in Molsdorf und insbesondere zur Musikpflege in der Trinitatiskirche stehen noch aus. Der mit 28 Signaturen zwar kleine, aber nicht unwichtige Bestand aus dem Adjuvantenarchiv Molsdorf enthält Abschriften von Messen oder Messe-Sätzen – mehrere anonyme, einige von Liebhold(t) bzw. Liebholz, eine von F. W. Erbe – und von Motetten sowie einigen Kantaten aus dem 18. und beginnenden 19. Jahrhundert (überwiegend anonym), darunter eine Motette und drei Kantaten von Johann Peter Kellner. Auf fast allen Manuskripten befindet sich ein runder Stempel mit stilisierter Kirche in der Mitte und der Aufschrift »SIEGEL DER KIRCHE ZU MOLSDORF«. Der Molsdorfer Bestand gelangte mit weiteren Musikalien aus Adjuvantenarchiven der früheren Superintendentur Ichtershausen (Ilmkreis/Thüringen) im Jahre 2005 als Depositum nach Weimar in das Thüringische Landesmusikarchiv und wurde 2007 für RISM katalogisiert (durch Undine Wagner).

Ein aufschlussreiches Dokument für die Thüringer dörfliche Musikpflege stellt die in Molsdorf anonym und ohne Titel überlieferte, vermutlich um die Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert angefertigte Abschrift des Heinrich Schütz zugeschriebenen Choralkonzerts »Herr Gott dich loben wir«, des sog. Deutschen Te Deum SWV 472 dar. Diese Noten fanden Ende des 18. Jahrhunderts keine Beachtung oder Verwendung mehr, so dass die Rückseiten der zwölf einzelnen, nunmehr ungeordneten Blätter zur Niederschrift von drei zur damaligen Zeit entstandenen Vokalstücken benutzt wurden (Sammelhandschrift D-WRha AMD 6). Dabei handelt es sich um drei anonym überlieferte Motetten für vier Stimmen (Sopran, Alt, Tenor, Bass) a cappella: Motette 1: »Hier ist Immanuel«; Motette 2: »Der Herr lebet, und gelobet sei mein Hort«; Motette 3: »Nun Herr, hilf deinem Volke, segne dein Erbe«. Zunächst waren nur diese drei Motetten des Manuskripts verzeichnet. Erst während der Erfassung der Handschrift für die RISM-Datenbank konnte bei der dafür notwendigen gründlichen Prüfung der auf den vermeintlich nutzlosen Rückseiten stehenden Stimmen das Material geordnet und das Werk identifiziert werden.

Trotz der unsicheren Zuweisung des Choralkonzerts an Schütz und des nur unvollständig erhalten gebliebenen Stimmenmaterials ist die Molsdorfer Handschrift auf jeden Fall ein interessantes und wertvolles Zeugnis, da zu diesem Werk bisher nur eine einzige Quelle bekannt war und somit erstmalig die Existenz einer konkordanten Abschrift nachgewiesen werden kann. Das bisher bekannte, von Elisabeth Noack aufgefundene und der Edition in der Neuen Schütz-Ausgabe (NSA, Bd. 32, S. 58-100) zugrunde liegende Manuskript mit dem Titel Herr Gott dich loben Wir, Herr | Gott etc. à 12 Voc. | […] | die H. Schüzzen. | Joh. Chr. Appelman. | die 30.11. 1677. | Erfurd gehörte ursprünglich zu den Beständen der Michaeliskirche in Erfurt, gelangte 1914 in den Besitz der damaligen Königlichen Bibliothek zu Berlin und wird heute in der Musikabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz aufbewahrt (D-B Mus.ms. 20374).

Die Molsdorfer Parallelquelle (ohne Titel) enthält vier Vokalstimmen (alle Chorus II, Chorus I fehlt; zu Cantus 2 siehe Abbildung) und acht Instrumentalstimmen. In den Vokalstimmen erscheint jeweils im ersten Notensystem – nach Schlüssel und Taktzeichen und vor dem Einsatz von Chorus II – der Textbeginn »Herr Gott dich loben wir«, teils unvollständig und nicht immer korrekt, aber unverkennbar. In den Instrumentalstimmen sind Textstichworte nahezu durchgehend eingetragen. Ein Vergleich mit der in Berlin vorhandenen Erfurter Quelle steht noch aus, doch mit der Edition des Werkes (NSA) wurde der Notentext der Molsdorfer Handschrift im Zuge der Titelaufnahme für RISM verglichen.

Ob die undatierte und hinsichtlich Komponist und Schreiber anonym überlieferte Abschrift in Molsdorf angefertigt wurde oder erst nachträglich aus Erfurt oder Umgebung dorthin gelangte, ist momentan ebenso wenig zu beantworten wie die Frage, ob bzw. wann das Werk in Molsdorf aufgeführt wurde. Doch es ist zu konstatieren, dass mit der Molsdorfer Handschrift nicht nur allgemein eine konkordante Quelle zur Erfurter Abschrift des Schütz zugeschriebenen Deutschen Te Deum existiert, sondern speziell eine ebenfalls aus dem Erfurter Raum stammende, an örtliche Gegebenheiten angepasste Version eines Werkes, dessen Originalfassung vermutlich verschollen ist. Zweifellos wäre auch die Molsdorfer Abschrift verloren gegangen, wenn das Papier (d. h. die leeren oder nur auf einem oder zwei Notensystemen beschriebenen Rückseiten) nicht gegen Ende des 18. Jahrhunderts zur Niederschrift der damals offensichtlich neu entstandenen Motetten benötigt und genutzt worden wäre. Obwohl die ursprünglichen Stimmen des Choralkonzerts nicht durchgestrichen sind, zeugen die unvollständige Überlieferung des Materials sowie die später erfolgte willkürliche Verwendung der einzelnen, nunmehr ungeordneten Manuskriptblätter zur Niederschrift der drei Motetten davon, dass das Schütz zugeschriebene Werk spätestens Ende des 18. Jahrhunderts für die kirchenmusikalische Praxis in Molsdorf keine Bedeutung mehr hatte.

Literatur: Undine Wagner: Verworfene Schätze? Fragmentarische Quellen zu ausgesonderten Repertoirestücken in thüringischen Adjuvantenarchiven, in: Alte Musik in der Kulturlandschaft Thüringens. Beiträge zum zehnjährigen Bestehen der Academia Musicalis Thuringiae, hrsg. von Helen Geyer, Franz Körndle und Christian Storch, Altenburg: Verlag Klaus-Jürgen Kamprad, 2010, S. 49–75

Vogelsberg, Adjuvantenarchiv

Der Bestand aus dem Adjuvantenarchiv Vogelsberg (Landkreis Sömmerda, Thüringen) ist Eigentum der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Vogelsberg und gelangte im Juni 2001 als Depositum nach Weimar in das Thüringische Landesmusikarchiv. Wertvolle ältere Werke aus dem 17. und 18. Jahrhundert wurden 1779 bei einem Brand zerstört, deshalb blieben nur wenige Manuskripte aus dem letzten Drittel des 18. Jahrhunderts erhalten. Die neben den vorhandenen Drucken – u. a. mit geistlichen Werken von Heinrich Frankenberger, Marschall („Cantor in Cölleda“), Sebatian Triebel und Carl Kuntze – überlieferten Handschriften des Bestandes, überwiegend im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts (in einigen Fällen auch etwas später) angefertigt, spiegeln die Kirchenmusikpflege jener Zeit in Vogelsberg wider. Es handelt sich – neben wenigen Sammelhandschriften einschließlich einer Choral=Partitur | für | das Chor zu Vogelsberg | 1830 (23 Choräle und 4 Antiphonen, teils textiert, teils untextiert) – vorwiegend um Abschriften von Kantaten, Psalmvertonungen und kleineren Chören, oft mit Partitur und Stimmen. Allerdings gibt es auch zahlreiche fragmentarische Werke oder Einzelstimmen, die nur zum Teil identifizierbar waren.

Unter den Manuskripten von Einzelwerken sind Kompositionen von Friedrich Wilhelm August Volland (1774-1841), der ab 1798 als Kantor im nicht weit von Vogelsberg entfernten Ettersburg (bei Weimar) wirkte, relativ stark vertreten (12 Kantaten bzw. Psalmen). Volland hatte seine zahlreichen, für den Ettersburger Adjuvantenchor geschriebenen geistlichen Vokalwerke (in der Regel für 1-4 Solisten/Chorsolisten, vierstimmigen gemischten Chor, Orchester und Orgel), die sich bis ins späte 19. Jahrhundert großer Beliebtheit erfreuten und weite Verbreitung fanden, auch anderen Kantoren zur Verfügung gestellt und dafür einen Silbergroschen als wöchentliche Leihgebühr erhoben.

Des weiteren enthält der Vogelsberger Bestand Werke von Wolfgang Amadeus Mozart (für liturgische Zwecke angefertigte Bearbeitungen), Johann Abraham Peter Schulz, Johann Gottlieb Naumann, Johann Gottfried Weiske, Heinrich Gottfried Reichard (mit irrtümlicher Zuschreibung an Weiske), Johann Gottfried Vierling und Johann Immanuel Müller sowie Kompositionen verschiedener mitteldeutscher Kantoren.

Bei der 2005 erfolgten Katalogisierung des Handschriften-Bestands für RISM (durch Undine Wagner) konnten einige Partiturkonvolute, mehrere Stimmensätze und zahlreiche Einzelstimmen zusammengeführt bzw. den entsprechenden bereits identifizierten Werken zugeordnet werden.

(Undine Wagner, 2011)

Kontakt

Arbeitsstelle Dresden

Répertoire International des Sources Musicales, Arbeitsgruppe Deutschland e.V.
Arbeitsstelle Dresden
Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
D-01054 Dresden

Projektleiterin: Prof. Dr. Barbara Wiermann

Dr. Andrea Hartmann (Head)
Dr. Amrei Flechsig
Dr. Undine Wagner
Tel.: +49 351 4677-398, -396

Arbeitsstelle München

Répertoire International des Sources Musicales, Arbeitsgruppe Deutschland
Arbeitsstelle München
Bayerische Staatsbibliothek
D-80328 München

Projektleiter: Dr. Reiner Nägele

Dr. Gottfried Heinz-Kronberger (Head)
Dr. Helmut Lauterwasser
Dr. Steffen Voss
Tel.: +49 89 28638-2110, -2884, -2395
Fax: +49 89 28638-2479

Für RIdIM (Répertoire International d’Iconographie Musicale):
Dr. Dagmar Schnell
Tel.: +49 89 28638-2927
Fax: +49 89 28638-2479