Marbach, Deutsches Literaturarchiv, Musikaliensammlung (D-MB)
Das Deutsche Literaturarchiv Marbach (DLA) zählt zu den bedeutendsten Literaturinstitutionen weltweit. Die musikbezogenen Quellen haben in dem Bestand nur einen geringen Anteil, jedoch finden sich unter ihnen auch für die Musikwissenschaft sehr interessante Dokumente, z.B. Briefwechsel mit bedeutenden Musikern, Äußerungen berühmter Literaten über Musiker oder Musikwerke, schließlich auch Notendrucke und Musikhandschriften, die im Zusammenhang mit dem literaturhistorischen Sammelschwerpunkt stehen.
Zu den herausragenden Musikalien gehören Autographe von Johannes Brahms, Max Bruch, Robert Schumann, Hugo Wolf und Franz Liszt. Auch die handschriftliche Partitur der Oper „Die Regenbrüder“ des damaligen Stuttgarter Musikdirektors Ignaz Lachner (1807-1895) auf den Text von Eduard Mörike aus dem Jahr 1838 ist eine Rarität. Einmalige Kostbarkeiten und musikgeschichtlich bedeutsam sind ferner Peter von Lindpaintners (1791-1856) autographe Partituren zu vier großbesetzten Konzertmelodramen auf Texte von Friedrich Schiller, vom Komponisten als „Musik zur Declamation“ bezeichnet: „Die Glocke“ (1831), „Hero und Leander“ (1835), „Die Bürgschaft“ (1837) und „Der Taucher“ (1855). Derartige Musikstücke rund um Friedrich Schiller bilden in Marbach eine Besonderheit: Vertonungen seiner Texte, aber auch Werke zu seinen Ehren oder anlässlich verschiedener Schiller-Feierlichkeiten.
Derzeit sind in der RISM-Reihe A/I (Einzeldrucke vor 1800) für das Deutsche Literaturarchiv 110 Titel nachgewiesen; jüngere Musikdrucke sind nicht erfasst. Bei den Musikhandschriften (RISM Reihe A/II) wurde die RISM-Zeitgrenze (1850) im Fall des DLA bis zum Ende des 19. Jahrhunderts erweitert. Damit sind nun die wichtigsten in Marbach verwahrten historischen Musikhandschriften im RISM-OPAC auffindbar. Für etliche nicht minder bedeutsame Kompositionen des 20. Jahrhunderts wäre wünschenswert, dass auch sie zu einem späteren Zeitpunkt Aufnahme in das RISM fänden.
• Zuständig: RISM-Arbeitsstelle München
• Website: Deutsches Literaturarchiv Marbach
(Helmut Lauterwasser, Oktober 2017)