Marburg, Hessisches Musikarchiv im Musikwissenschaftlichen Institut der Philipps-Universität Marburg (D-MGmi)
Die Signaturengruppe HA IV beinhaltet 196 Mappen mit Musikhandschriften, die in den 1950er Jahren als herrenloser Bestand in das Hessische Musikarchiv gekommen sind. Besitzvermerke weisen auf eine Herkunft aus dem Haus Hessen-Philippsthal-Barchfeld: poss[essor]: Pr[inz]. Friedrich. de Hesse bzw. poss[essor]: Princess: Jeanette de Hesse bzw. Pr. Dorothee. Dabei handelt es sich vermutlich um die Geschwister Friedrich (1727–1777), Johanna Charlotte (1730–1799) und Dorothea Maria (1738–1799) von Hessen-Philippsthal-Barchfeld, deren Eltern diese Seitenlinie des Hauses Hessen-Kassel begründet haben. Die offenbar in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts angelegte Sammlung enthält vor allem klein besetzte Instrumentalmusik, darunter zahlreiche Klavierwerke, sowie einzeln kopierte Opernarien, aber auch (bislang) eine vollständige Oper.
Einer Generation später entstammt die Gelegenheitskomposition, die Johann Sebastian Bachs zweitjüngster Sohn Johann Christoph Friedrich Bach seiner neuen Landesherrin zur Hochzeit widmete: Juliane von Hessen-Philippsthal (1761–1799; ihre Mutter war eine Schwester der drei oben genannten Barchfelder) heiratete 1780 in Philippsthal Graf Philipp II. von Schaumburg-Lippe (1723–1787) und wurde als Gräfin in Bückeburg auch Schülerin Bachs.
Von besonderem Interesse ist auch eine Abschrift des damals verloren geglaubten Klavierkonzertes von Joseph Haydn (Hob XVIII:5), das der damalige Archivar und Akademische Oberrat Horst Heussner 1959/60 nach dem Manuskript des Archives erstmals in edierte (Nagels Musik-Archiv 200, Kassel 1959).
• Zuständig: RISM-Arbeitsstelle München
• Website: Hessisches Musikarchiv
(Daniela Wissemann-Garbe, Februar 2012)