Braunschweig, Stadtbibliothek (D-BSstb)
Zur Zeit der Aufnahme früherer RISM-Reihen (z.B. Musikdrucke der Reihen A/I und B), waren Stadtarchiv und Stadtbibliothek Braunschweig noch unter dem Sigel D-BS vereint. Beide Organisationen der Stadt Braunschweig sind organisatorisch und räumlich aber getrennt, die historischen Musikquellen somit auch jeweils nur in der einen oder anderen Institution einzusehen. Folglich wurden für die Aufnahme der Musikhandschriften die unterschiedlichen RISM-Sigel D-BSsta für das Stadtarchiv und D-BSstb für die Stadtbibliothek gewählt. Bei der Suche nach Drucken oder Handschriften im RISM-OPAC ist diese Unterscheidung ggf. zu berücksichtigen.
Zum Grundbestand der Stadtbibliothek Braunschweig gehören zwei bedeutende historische Bibliotheken, die im Jahr 1570 gegründete Ministerialbibliothek für das Geistliche Ministerium der Stadt Braunschweig mit 6659 Titel in 3524 Bänden und die Privatbibliothek des Braunschweiger Juristen und langjährigen Syndikus der Stadt Braunschweig Johann Camman d. J. (1584-1649) mit 9557 Titel in 3732 Bänden. Musikdrucke und -handschriften spielen in diesen beiden historischen Bibliotheken zwar eine untergeordnete Rolle, dennoch bilden sie den Grundstock für eine Musiksammlung, die heute einige sehr seltene historische Schätze auch auf dem Gebiet der Musik in sich birgt. So geriet z.B. erst durch die Katalogisierung der Musikhandschriften durch das RISM im Jahr 2017 eine bedeutende Lautentabulatur vom Ende des 16. Jahrhunderts (Signatur C 39 2°) aus der Cammanschen Bibliothek in den Fokus der Wissenschaft (siehe RISM Id.no 1001001091.
Von besonderem musikhistorischen Interesse ist auch eine Sammelhandschrift in acht Stimmbüchern aus dem 17. Jahrhundert, die als eine Art musikalisches Stammbuch des Geistlichen Ministeriums angelegt wurde (s. Literaturangabe). Darin finden sich u.a. autographe Einträge bisher nicht bekannter Werke von Heinrich Grimm, Samuel Scheidt, Delphin Strungk sowie dem Celler Hoforganisten Heinrich Utrecht.
Eine weitere Besonderheit ist die einzigartige Sammlung von Werken des Braunschweiger Komponisten, Musiklehrers, Gitarristen, Verlegers und Lektors Johann Heinrich Carl Bornhardt (1774–1843), dessen Schaffen in keiner anderen Bibliothek so vollständig dokumentiert ist wie hier. Neben Drucken finden sich darunter auch etliche autographe Handschriften. Nach einem Versuch als eigenständiger Musikverleger wirkte Bornhardt u.a. über viele Jahre hinweg als Lektor des Braunschweiger Musikverlegers Johann Peter Spehr (1764–1825) im „Musikalischen Magazine auf der Höhe“ mit eigener Notenstecherei, Verlag, Musikalienhandel und einer Leihbibliothek. Bei Spehr sind auch viele Werke Bornhardts erschienen.
Der Bestand wurde zwischen November 2016 und Februar 2017 von der Helmut Lauterwasser katalogisiert.
• Zuständig: RISM-Arbeitsstelle München
• Website: Stadtbibliothek Braunschweig
Literatur:
Lauterwasser, Helmut: Ein musikalisches Stammbuch im Umfeld des Geistlichen Ministeriums zu Braunschweig aus dem 17. Jahrhundert; in: Schütz-Jahrbuch 39 (2017), Kassel 2018, S. 71–178
Kirsch, Dieter: Eine bisher unbekannte Lautentabulatur, 2017
(Helmut Lauterwasser, Februar 2017)