Répertoire International des Sources Musicales

Arbeitsgruppe Deutschland e.V.

Arbeitsgruppe Deutschland e.V.

Einblicke in die Musikaliensammlung der Herzogin Luise Friederike von Mecklenburg-Schwerin

Miriam Roner

Thursday, February 10, 2022

Dieser Beitrag stammt von Miriam Roner (RISM Deutschland, Arbeitsstelle Dresden):

Luise Friederike, Herzogin von Mecklenburg-Schwerin feierte am 3. Februar 2022 ihren 300. Geburtstag.

Für RISM Deutschland ist das Jubiläumsjahr ein willkommener Anlass, auf die Katalogisierung ihrer Musikaliensammlung einen besonderen Schwerpunkt zu legen.

Zu Lebzeiten wäre sie bestimmt musikalisch geehrt worden, so etwa mit der Serenata Auf, mächtige Jahre, reißt ein (D-ROu Mus. Saec. VIII-46.10), die Adolph Carl Kunzen für ihr 32. Geburtsfest komponierte, oder mit Johann Wilhelm Hertels Kantate Auf, lasst den Sterblichen der Erden die Tugend ewig heilig werden (D-SWl Mus.2702; RISM ID no. 240002452), die ein Jahr später erklang.

Abbildung, oben: Titelblatt einer Geburtstagskantate von Adolph Carl Kunzen (Musik nicht überliefert), D-ROu MK-58.27 (public domain)

Mutmaßlich war es Luise Friederike selbst, die die langjährige Tradition Schweriner Geburtstagsmusiken begründete, als sie bei Johann Baptist Georg Neruda in Dresden für den Ehrentag ihres Schwiegervaters Herzog Christian Ludwig II. 1749 die Serenata Auf, freut Euch des Glücks (D-ROu Mus. Saec. VIII-72.1) in Auftrag gab.

Neben solchen Gelegenheitsmusiken enthält die Musikaliensammlung Luise Friederikes, die seit 1799 an der Universitätsbibliothek Rostock aufbewahrt wird, vor allem Zeugnisse ihrer eigenen Musizierpraxis. Bereits in jungen Jahren hatte die württembergische Prinzessin Unterricht im Gesang, sowie auf dem Klavier und der Laute erhalten.

Aus der Zeit bis zur Vollendung des 20. Lebensjahrs, die Luise Friederike am Ludwigsburger Hof und - nach dem frühen Tod des Vaters - in der Witwenresidenz ihrer Mutter in Göppingen verbrachte, stammen fast 30% der überlieferten Musikalien, darunter eine umfangreiche Sammlung von Lautentabulaturen und eine durchnummerierte, fast lückenlos erhaltene Sammlung von 50 italienischsprachigen Arien, Kantaten und Duetten, in der die Komponisten Johann Adolf Hasse und Andrea Bernasconi prominent vertreten sind.

Von der Liebe zur italienischen Oper sind auch ihre späteren Erwerbungen geprägt. Vor allem von den Opernproduktionen Carl Heinrich Grauns, die sie vor ihrer Vermählung mit Erbprinz Friedrich von Mecklenburg-Schwerin während mehrerer Berlin-Aufenthalte in den 1740er Jahren kennengelernt hatte, schaffte sie sich, nebst den zugehörigen Ballettmusiken, Partituren und Stimmen an.

Als Erbprinzessin, später Herzogin zu Mecklenburg-Schwerin, nutzte sie ihre – zum Teil mehrmonatigen – Aufenthalte in der Kulturmetropole Hamburg, um sich musikalische Anregungen zu verschaffen. Belegt sind u.a. enge Kontakte zu Jacob Schuback und ein Interesse an den Werken des in Hamburg tätigen Opernsängers und Komponisten Filippo Finazzi.

Neben dem Gesang hat sich Luise Friederike auch dem Klavier- und dem Lautenspiel offenbar zeitlebens gewidmet. Ein „Clavierbuch“, das u.a. ihr Lehrer Charles Corraro Belleroche noch in Württemberg befüllte, wurde bis in die 1760er Jahre um neue Einträge (u.a. von Nichelmann, Jommelli und A. C. Kunzen) ergänzt (D-ROu Mus. Saec. XVIII-63.7). Von C. H. Grauns Opernkompositionen ließ sie sich Transkriptionen nicht nur für das Klavier, sondern von Johann Friedrich Daube auch für die Laute anfertigen.

Lieblingstänze von Friederike und ihrer Schwägerin, aus Clavierbuch der Luise Friederike, S. 136-137; D-ROu Mus.Saec.XVIII-63.7 (public domain)

Dass Luise Friederike sogar eigene Kompositionsversuche unternommen hat, belegt ein Menuett mit Trio, über dem in sehr blasser Bleistiftschrift der Vermerk zu lesen ist: “di me L[ouisa]F[riderica]P[rincipessa]D[e]M[ecklenburg] d: 18 Nov 1754.” (D-ROu Mus. Saec. XVII.18-51.11, RISM ID no. 200042773).

Weiterführende Literatur:
Ekkehard Krüger, Die Musikaliensammlungen des Erbprinzen Friedrich Ludwig von Württemberg-Stuttgart und der Herzogin Luise Friederike von Mecklenburg-Schwerin in der Universitätsbibliothek Rostock. Beeskow: Ortus-Musikverlag, 2006.

Ulrike Wendt-Sellin, Luise Friederike, Herzogin von Mecklenburg-Schwerin (1722-1791): Lebensorganisation und materielle Handlungsspielräume einer Fürstin zwischen Pflicht, Pläsier und Pragmatismus. PhD diss., Universität Rostock, 2014.

Share Tweet Email

Kategorie: Wiederendeckt


Durchsuchen Sie das Nachrichtenarchiv nach Kategorien oder verwenden Sie das Suchfeld.

Kategorien

Copyright

Sofern kein Autor namentlich genannt ist (bitte achten Sie darauf, ob ein Ansprechpartner genannt ist), wird die Wiederverwendung einer RISM Nachricht unter dem Creative Commons Attribution-NonCommercial-ShareAlike 4.0 International License erlaubt. In allen anderen Fällen, wenden Sie sich bitte an den Autor.

CC_license